Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Werke der drei baltischen Künstlerinnen Malle Leis (1940-2017), Maija Tabaka (1939) und Marija Teresė Rožanskaitė (1933-2007), die in der späten Sowjetzeit, in den 1970er und 1980er Jahren, entstanden sind. Indem sie die Grenzen der Selbstdarstellung, der Abstraktion und der räumlichen Dynamik überschreiten, lädt uns ihre Kunst dazu ein, den traditionellen Rahmen zu sprengen und neue, nuancierte Perspektiven zu entdecken.
Der Titel der Ausstellung "Außerhalb der Rahmen" verweist auf die Grenzen, die alle drei Künstlerinnen in ihrer Kunst zu überschreiten gewagt haben, aber auch auf die neuen Interpretationshorizonte, die ihre Werke füreinander eröffnen. Darüber hinaus haben alle drei Künstlerinnen eine beträchtliche Anzahl von Werken geschaffen, in denen die zentrale Figur, die Frau, aus dem Bilderrahmen herausgetreten ist oder dem Betrachter den Rücken zugewandt hat, wodurch visuelle Metaphern des Rückzugs oder der Erkundung neuer Territorien entstehen. In anderen Werken haben die Künstlerinnen mehrere Rahmen gleichzeitig verwendet, um die Verschiebung zu erforschen, die diese Technik in der Vorstellung einer stabilen und einheitlichen Realität bewirkt.
Im Kontext der von der Sowjetunion besetzten estnischen, lettischen und litauischen Kunstszene waren Leis, Tabaka und Rožanskaitė ungewöhnliche Künstlerinnen. Die Ausbildung, die sie in den 1950er und 1960er Jahren an den Kunstuniversitäten in Tallinn, Riga und Vilnius erhielten, war in Bezug auf ideologische und ästhetische Grundsätze recht ähnlich, doch schon bald gingen alle drei Künstlerinnen weiter - nicht so sehr, indem sie sich direkt mit den aktuellen Kunstdiskursen der Zeit auseinandersetzten, sondern vielmehr, indem sie innerhalb dieser Diskurse Wege fanden, die die Konkretheit scheinbar eindeutiger Motive und Gesten neu ordneten und verwischten.
Die Ausstellung ist Teil des Forschungs- und Ausstellungsprogramms für baltische Kunst des Kunstmuseums Kumu, das darauf abzielt, den nationalen Rahmen zu sprengen und Verbindungen zwischen den Kunstgeschichten Estlands, Lettlands und Litauens zu finden.