Schon seit mehr als siebenhundert Jahren erhebt sich am Ufer der Daugava das Schloss von Riga. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es mehrfach zerstört, erlebte unzählige Herrscher und Kriege. Heute ist das Rigaer Schloss die Residenz des Lettischen Staatspräsidenten.
Der Bau des Rigaer Schlosses begann bereits im Jahr 1330. In den Kriegen zwischen dem Schloss und den Bürgern der Stadt Riga wurde es mehrfach zerstört. Die letzten großen Renovierungsarbeiten wurden im Jahr 1515 durchgeführt. Seit der Grundsteinlegung bis zum Jahr 1562 herrschte der Livländische Orden in dem Schloss, es war die Residenz des Ordensmeisters. In späteren Jahren, nachdem der livländische Feudalstaat aufgelöst wurde, wohnten im Rigaer Schloss polnische, schwedische und russische Herrscher. 1922 wurde das Schloss zur Residenz des Lettischen Staatspräsidenten. Während der sowjetischen Okkupationszeit war dort der Pionierpalast untergebracht. Ursprünglich war das Schloss regelmäßig geplant, mit drei kleinen Türmen in den Ecken. Im 15. Jahrhundert wurde es durch runde Kanonentürme sowie den Blei-Turm und den Turm des Heiligen Geistes ergänzt, auf dem heute die lettische Flagge und die Standarte des Staatspräsidenten wehen.
Das Rigaer Schloss ist als ein charakteristisches Beispiel der Architektur des späten Klassizismus anzusehen. Schon von Anfang an war es sehr einfach, was sich sowohl durch den militärischen Charakter als auch die vielen Zerstörungen erklären lässt. Das Erdgeschoss war für den Haushalt und die Wache vorgesehen, im ersten Stock befanden sich die Hauptwohnräume, während im zweiten Stock mit den kleinen Schießscharten die Waffen untergebracht waren. Die letzten Umbauarbeiten in dem Schloss fanden Anfang des 20. Jahrhunderts unter Leitung des Architekten Eižens Laube statt: Das Vestibül wurde modernisiert, ein weiträumiger Festsaal und der Drei-Sterne-Turm wurden errichtet. Die Räumlichkeiten des Staatspräsidenten befinden sich an der Stelle der ehemaligen Vorburg, die Ende des 16. Jahrhunderts gebaut wurde.
Um das Rigaer Schloss ranken sich mehrere Sagen und Legenden. Wie auch jedes andere alte Schloss, hat auch das Rigaer Schloss seinen Geist, den man, wenn ihn auch noch nie jemand gesehen hat, schon beim Möbelrücken gehört hat. Aber in alten Zeiten war im Rigaer Schloss ein Omen zu sehen, das das Schicksal Livlands vorhersagte. 1579, als der polnische König Stefan die Stadt Polazk umzingelt hatte, flog ein Storch zum Schloss – er wollte sein Nest dort bauen, wo schon viele Jahre ein Rabe lebte. Nach einem monatelangen Kampf vertrieb der Storch den Raben. Die Auguren erklärten dies wie folgt: Der Rabe, der die deutsche Herrschaft symbolisierte, wurde von dem Storch, den Polen, vertrieben, die in Livland den Platz der Deutschen einnahmen.